Mittwoch, 30. Oktober 2013

Auf der Farm. Die erste Woche

Am Morgen nach unserer Ankunft sind wir erst mal recht bald eingeteilt worden um im Garten zu arbeiten. Wir haben vorher noch ein kleines Frühstück genossen, eine Angewohnheit die wir in den nächsten Tagen noch weiter auszubauen gedenken. Die Gartenarbeit hat hauptsächlich aus Unkraut jäten, umgraben und neu einpflanzen bestanden. Ich find das ja nicht so toll, aber Patricia hat es sehr genossen. Dennoch bin ich nicht umhin gekommen eine kleine Grube auszuheben. Das war wieder recht lustig bis ich drauf gekommen bin, dass es keinen Unterschied macht wie schnell ich arbeite. So bald ich mit einer Aufgabe fertig war, hat mich Tracy wieder neu eingeteilt.

Die ganze Gartenarbeit war überhaupt etwas seltsam, aber ich kann auch nicht verstehen wie man das alles so schrecklich orgaisieren kann. Wo beginne ich, hmm. Erst mal glaub ich, die verwechseln hier biologisch mit wirklich viel Arbeit. Alles ist aufs Äußerste kompliziert angelegt. Alle Felder sind viel zu breit, aber nicht breit genug um von beiden Seiten gut arbeiten zu können. Die kleinen Felder (2-4m2) am Rand hatten einen Stein in der Mitte, damit man von dort aus gut jäten kann, wenn man vorher ein paar Jahre im Zirkus gelernt hat zu balancieren. Pflanzen wachsen wüst durcheinander, wie etwa die Himbeersträucher die gleich hinter dem Zaun zum Feld gewachsen sind. Sicher sehr hübsch anzusehen wenn alles blüht, aber dafür wachsen die Wurzeln durch den halben Garten und müssen Überall ausgerissen und dann wieder extra verpflanzt werden.
Nach einem halben Tag arbeit habe ich mir dann auch abgewöhnt gewissen Dinge zu hinterfragen. Man will ja schließlich gut auskommen.

So haben wir dann die restliche Woche im Garten herumgewühlt, haben Probleme beseitigt die bei vernünftiger Planung garnicht erst aufgetreten wären und sind meist erst spät in die Nacht ins Bett gekommen. Wir wissen, dass Tracy bald die Farm verlässt um drei Wochen in die USA zurückzugehen, daher lassen wir das mal durchgehen. Normalerweise würde  ich sonst nicht acht bis zehn Stunden an Dingen werken die keinen Spaß machen. Aber ab nächster Woche sollte es etwas ruhiger werden.

Ein paar nützliche Dinge habe ich aber doch gelernt. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass double digging kein Ausdruck aus einschlägigen Filmen nach 23 Uhr ist, dass die meisten Leute aus den vereinigten Staaten selber Probleme mit den Mittelaltermaßeinheiten haben die sie so gerne verwenden und das Gemüse im Bioanbau der Amerikaner sehr schwieriger Vorbereitungen bedarf. So sind etwa Kartoffeln und Karotten unglaublich liebesbedürftig und benötigen eine sehr umständliche Vorbereitung des Ackers um auch anständig zu wachsen. Vor allem, da es hier keine Maulwürfe gibt. Die sind sozusagen verwöhnt weil die natürlichen Feinde ausbleiben. Daher graben wir sie ca. doppelt so tief ein wie in allen Pflanzenbüchern, den hier vorhandenen eingeschlossen, steht (30 cm) und lockern das Erdreich noch weitere 70 cm tief. Ganz entspannt können die Kartoffeln dann richtig weit nach unten wurzeln. Ich erwarte, dass diese Kartoffeln daher ganz zart und weich sind, Kobekartoffeln sozusagen. Dennoch möchte ich nicht hier sein um die da unten wieder auszugraben, aber vielleicht kann ich sie dann in 5 Monaten, wenn wir in China sind, einfach von den Bäumen pflücken.

Sonst haben wir  noch recht viel Spaß, wir dürfen mit dem alten Subaru in die Stadt hinunterdüsen oder wohl eher brettern und entdecken dort eine weitere gute Konditorei. Irgendwie verfolgen mich hier die Süßigkeiten. Ich halte mich allerdings nobel zurück und verspeise nur die Hälfte meines bestellten Tortenstückes. Wir beschließen die andere Hälfte in die ärmeren Regionen Lateinamerikas zu schicken um dort den Kalorienbedarf eines kleinen Bergdorfes für zwei Wochen zu decken.

Den Ausführungen zu den komplizierten Erdumwälzungstechniken und der wirklich notwendigen Sterilisation von Pflanzenerde im Ofen höre ich mit wachsender Begeisterung zu und denke mir in altwiener Tradition. "Habla es en un bolsa." Wir sprechen und denken ja nur spanisch.

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