Dienstag, 26. November 2013

Von Auckland nach Hobbingen

Nach unseren Abenteuern im Norden sind wir dann eine Nacht in Auckland geblieben, wo uns Gareth und Belcy, von denen wir unser Auto gekauft haben, ausgezeichnet bewirtet haben. Wir konnten auch eine Nacht im Gästezimmer verbringen, dort wo, nach Patricias Meinung, das weichste und sauberste Bett der gesamten Reise auf uns gewartet hat.

Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg die neue Kamera, welche wir vor unserer Abfahrt bestellt hatten, in Empfang zu nehmen und seither ist Patricia noch fröhlicher als zuvor, sofern das in Neuseeland überhaupt möglich ist. An dieser Stelle geht noch ein Dankeschön an die Reiseversicherung der Hanse Merkur, die den Verlustbetrag für die gestohlene Kamera nach gerade mal vier Wochen überwiesen hat. So fühlt man sich wirklich gut aufgehoben.

Nach einer Autofahrt von ca. zwei Stunden sind wir bei Matamata in Hobbingen angelangt. Der erste Eindruck den wir von dem Empfangscenter bekommen haben war nicht sehr spektakulär. Wir fahren wieder und nehmen uns vor erst am nächsten Tag nach Hobbingen zu spazieren. Eine Nacht auf einem Campingplatz mit Thermalbad und wir gehen frisch gestärkt in den neuen Tag. Dort treffen wir übrigens auch auf Niels, einen sehr freundlichen Arzt der sich strikt weigert mit uns Deutsch zu sprechen, zu viele Deutsche, wie er meint. Wir geben ihm recht und unterhalten uns diesen und den nächsten Tag dann nurmehr in Englisch.

Am nächsten Morgen fahren wir schnurstracks, will heißen mit einem kleinen Umweg, aber jeder kann sich mal irren, nach Hobbingen. Dort ist mittlerweile bestes Auenlandwetter. Die Sonne scheint und Schäfchenwolken wandern gemütlich über den blauen Himmel. Patricia ist fleißig am Fotografieren und ich schaue mir Alles ganz genau an. Mit unserer Guide-Tante gehts eine Stunde dreißig durch die gesamte Anlage. Der Preis ist mit 75$ zwar sehr satt, aber wenn man sieht wie viel Arbeit hier hineingesteckt wurde und auch für die Erhaltung draufgeht, dann ist das durchaus gerechtfertigt.

Am Ende der Tour gibts noch ein Getränk im Green Dragon und dann fahren wir weiter. Hobbingen war sehr schön, nur der Souvenirshop könnte eine neue Ausstattung vertragen. Wer sich also von der Aufmachung des Ticketverkaufs und des obligatorischen Cafes abgestoßen fühlt keine Sorge, Hobbingen ist viel schöner als dieser Ersteindruck vermitteln mag.


Der Norden und Kiwis

Nachdem ich ja schon voriges Mal festgestellt habe, dass Neuseeland so aussieht, als ob jemand Tirol einfach ins Meer geworfen hätte, werde ich mich hier mal ein wenig mit den anderen schönen Erlebnissen auseinandersetzen. Die Straßen hier sind wirklich angenehm zu befahren und gut hergerichtet also kann ich jedem nur empfehlen Neuseeland mit dem Auto zu bereisen.

Die Neuseeländer selbst sind auch ständig unterwegs, egal wie viel Geld sie haben. Wir sind hier auf Campingplätzen nahezu allen Variationen von Campern begegnet. Da gibt es Campervans die aussehen als wären sie aus dem vorigen Jahrhundert und man sucht Zahnräder und die Heizkammer und auf der anderen Seite sind da diese halben Spaceshuttles, die gut und gerne mehr kosten als ein Einfamilienhaus.

Am nördlichsten Zipfel von Neuseeland sind wir dann bei Cape Reinga gewesen. Ich denke, jeder der nach Neuseeland kommt wird dort hin fahren und das zu Recht. Dort trifft die tasmanische See auf den pazifischen Ozean und es sieht erstaunlich toll aus. Die beiden Gewässer sind farblich leicht zu unterscheiden und die Strömungen und Wellenformen die sich dort bilden sind einzigartig.
Als wir dort waren hatten wir perfektes Wetter. Sonnenschein und leichten Wind, also war es nicht zu heiß. Die Sonne kann hier nämlich ganz schön runterheizen. Es ist kein Vergleich zu unseren südlichen Ländern, man merkt wie die Haut Energie aufsaugt und es ist leicht einen Sonnenbrand zu bekommen.

Wunderschön war auch die gesamte Landschaft, die hier am Autofenster vorbeizieht. Da gibt es Sanddünen und Nadelwälder dicht an dicht. Alle dreißig Minuten wechselt das Landschaftsbild und erfreut das Auge mit Neuem.

Wir suchen Kiwis


Auf unserem ersten Kiwi Hotspot sind wir zwei Stunden durch die Gegend gehatscht, alles mit roter Taschenlampe versteht sich, aber natürlich vergebens. Dafür haben wir halt die Schrimps gehört die im Wasser geklackert haben. Klingt irgendwie witzig. Als wir vom Norden wieder Richtung Auckland fuhren, haben wir dann bei einem DOC Campingplatz Halt gemacht, der auch gut für Kiwisichtungen sein soll und sind dort auch prompt fündig geworden.

Gleich nach Einbruch der Nacht sind wir auf einen der Wanderwege zu den großen Kauribäumen spaziert und haben gelauscht. Der Kiwi selbst ist ja eine unbeholfene Vogelart und daher einfach ausfindig zu machen. Das Geräusch das er verursacht wenn er durch das Unterholz pflügt ist ein lautes Rascheln. Er scheint sich garnicht die Mühe zu machen leise zu sein. Dass diese Vogelart noch nicht ausgestorben ist, verdankt sie wohl der geschützten Umgebung, die hier auf der Insel über Jahrhunderte bestand. Ich glaube, auch altersschwache dreibeinige Hunde können hier noch locker einen Jagderfolg erzielen.

Der erste Kiwi den wir gesehen haben ist uns auch gleich auf einem Holzpfad begegnet. (Die Holzpfade hat man hier angelegt um nicht auf Kauriwurzeln zu steigen und die Bäume nicht zu gefährden. Ich denke mittlerweile, Neuseeland ist das umgekehrte Australien.) Nachdem wir den kleinen Kiwi entdeckten, hat er sich immer fünf Meter weiterbewegt und einen Blick über die Schulter geworfen. Ich glaube er war einfach zu faul um ganz weg zu laufen und wollte immer mal sehen ob es sich noch lohnt. Irgendwann ist er dann doch ins Unterholz geschlüpft, aber wir haben dann noch zwei andere Artgenossen bei der Nahrungssuche beobachtet.

Nach meinen Gesprächen mit anderen Touristen, sind wir an diesem Abend wirklich in den seltenen Genuß gleich mehrerer Kiwisichtungen gekommen. Es hat sich also doch ausgezahlt durch die Dunkelheit zu stolpern.

Dienstag, 19. November 2013

Wir entdecken den Norden über Auckland.


Eine kleine Information zu Beginn: Wir haben hier nicht so oft Internet, da wir uns auf Campingplätzen aufhalten. Daher kann es sein, dass ich ein, zwei oder sogar drei Posts auf einmal veröffentliche wenn wir wieder irgendwo Strom und Internet haben. Wenn ihr also glaubt etwas verpasst zu haben, dann einfach mal ein wenig runterscrollen, vielleicht findet sich dann wieder der rote Faden.

So, aber jetzt zum eigentlichen Thema. Mit unserem Auto, ich habe es R2D2 getauft, Patricia ist für DeeDee, (Tafel: ddr208) sind wir also auf der Straße in den Norden gefahren. Wir haben bei Whangarai, sprich Fangarei, ordentlich eingekauft und sind dann auf einen sehr malerischen Campingplatz gefahren.

Schon mal im Meer geschwommen während man den Kühen auf sattgrünen Wiesen beim Weiden zusehen kann? Nein, dann ab nach Neuseeland. Oder aus türkisblauem Wasser aufgetaucht und nebenan den Einheimischen beim Austernernten am gleichen Strand zugesehen? Geräuschkulisse aus Schafblöken und Meeresrauschen beim Abendessen, derweil das Auge sich an knallbunten Papageien erfreut.
No worries mate, es ist Neuseeland.

Überhaupt ist es schwer hier Beschreibungen abzugeben, ohne ständig in Superlative und Doppelnennungen zu verfallen.
Wir wandern kleine Strecken über traumhaft grüne Hügel mit schönen Baumalleen und rasten uns an gelben Stränden aus. Wir erkunden eine Höhle hinter einem Wasserfall und durchwaten kleine Flüße. Überall sind wir fast alleine und selten ist einer der Campingplätze mehr als zehn Prozent belegt. Was soll ich sagen, es ist ein wahrer Traum.

Aber das Beste, das wirklich Allerbeste ist, ihr kennt mich ja, das Essen. Oh Gott welch Gaumenfreude. Wir kochen alles selbst. Frisches Gemüse und Obst aus dem Supermarkt oder von Marktständen. Zu neunzig Prozent direkt aus Neuseeland selbst, der Rest kommt aus Australien. Jeden Morgen Obstsalat mit Äpfeln, Birnen, Zitronen und goldenen Kiwis. Frischer Melanzani und Brokoli zu allerbestem Rindfleisch oder Lamm zu sehr erschwinglichen Preisen. Unsere ersten Rindsfilets die wir einfach in Butter am Campingkocher gegrillt haben kamen annähernd an die Freuden aus Argentinien heran. Olivenöl, Butter, Käse, Milch, alles von herausragender Qualität und durchaus um dreissig bis fünfzig Prozent billiger als in Österreich. Natürlich muss man wissen, wo man kauft oder sich mit den lokalen Angeboten zufriedengeben, davon aber gibt es genug. Es ist herrlich.

Wir verzichten auch auf die eine oder andere Annehmlichkeit, selten haben wir heiße Duschen oder etwas anderes als Plumpsklos, aber die Campingplätze sind alle von sehr guter Qualität und sehr günstig. Wir übernachten von umsonst bis 6 € pro Person. Keine Stellplatzgebühr, keine Zeltgebühr, nur ab und zu 1,20 € mehr für die Müllentsorgung, aber das ist wohl durchaus angebracht.

So, ich habe mich erfolgreich wieder hungrig geschrieben, ich werde noch ein paar Lammwürstel auf den Griller legen und mich dann mit einem guten Tee zum Meer setzen. Die Sonne geht auch bald unter und dann ist Schlafenszeit. Gute Nacht.

Neuseeland

SO, hat ein bischen gedauert, aber da sind wir wieder. Wir waren nämlich sehr beschäftigt. Sehr sehr beschäftigt. Vor gut 10 Tagen sind wir hier in Neuseeland angekommen und sind seither unterwegs. Endlich können wir campen so oft wir wollen. Aber ich greife vor.

Zu aller erst, sind wir hier am Flughafen recht früh angekommen. Es war ungefähr fünf Uhr morgens und es hat etwas gedauert bis wir durch den Sicherheitscheck durchwaren. Wir haben nämlich verschwitzt, dass man hier auch ein Ausreisedatum bzw. einen Flug braucht.
Aber gut, soll passieren. Die netten Menschen vom Flughafen haben uns dann in ein Büro gesteckt wo wir den Weiterflug nach Australien auf einem echten Computer buchen konnten. Sehr angenehm. Dann haben wir unsere ganzen Campingsachen die mal draußen waren, also Zelt und Schuhe usw. durch die Desinfektion geschickt. Man bekommt da so ein kleines Markerl und damit kriegt man dann draußen in der Flughafenhalle seine frisch gereinigten Sachen zurück. Hat auch nicht lange gedauert, es war in etwa einer halben Stunde erledigt.

Gleich zu Anfang ist uns dann die unglaubliche Freundlichkeit der Neuseeländer aufgefallen. Alle sind sehr entspannt, erklären die Sachen gerne zwei Mal und immer wird einfach gelächelt. No worries mate, dies hört man hier sehr oft. Vom Flughafenbuscauffeur bis zum einfachen Mensch auf der Straße, hier fühlt man sich wirklich gut aufgehoben.

Die erste Nacht haben wir in Auckland im Zentrum verbracht und sind dann für drei Nächte zu einem Couchsurfinghost gezogen. John hat eine Kung Fu Schule und wir sind im oberen Stockwerk untergekommen. Ein sehr gemütlicher Mensch, der gut und gerne fünf Couchsurfer auf einmal da hat. Was macht man so in seiner Freizeit als Kung Fu Trainer, na man wirft mit Messern. So haben wir dann auch einen Nachmittag versucht diverse Messer und am Schluss auch Essstäbchen durch Holz und Karton zu schießen. Was sich dabei die Nachbarn denken?
Keine Ahnung, aber es wird schon passen,  no worries mate.

Das Auto

Am Sonntag gibt es in Auckland immer eine Automesse und dort sind wir dann hingepilgert um uns einen fahrbaren Untersetz abzuholen. Ein guter Plan, nur leider hat das dann zuerst garnicht klappen wollen. Irgendwie verkaufen hier alle Autos für Neffen, Tanten und Töchter. Ja klar. Gut, es waren also alles Autohändler, aber was soll man schon erwarten. Nach drei Stunden hatten wir dann noch immer nicht das Gewünschte gefunden. Wir wollten Budget, Gemütlichkeit und Fahrtüchtigkeit unter einen Hut bringen. Garnicht so leicht. Wir wollten noch eine Runde drehen und uns dann warscheinlich für einen Van entscheiden, da sahen wir ein Pärchen vor ihrem Nissan stehen.
Der Preis von 1900 NZD (ca. 1100 €) hat uns nicht wirklich abgeschreckt, also haben wir uns das Auto dann auch angesehen. Ichs machs kurz, wir haben es genommen. Das Interieur sieht aus wie neu, der Servicestand stimmt, neue Reifen sind drauf, der Motor ist in Ordnung und auch der Mechaniker den wir vor Ort bezahlt haben war sehr überrascht. Einzig der Kilometerstand ist mit 270.000 etwas happig, aber das sollte kein Problem darstellen.
Im Endeffekt haben wir dann 1800 bezahlt und sind dann noch mit dem,übrigens sehr netten, Pärchen essen gegangen. Ach ja, das Auto hat auch ein nigelnagelneues Pickerl bis April, also können wir es wahrscheinlich ohne Probleme am Schluß wieder verkaufen. Zufrieden mit unserem Glück haben wir dann am nächsten Morgen eine Versicherung für Schäden an Dritten abgeschlossen, das ist hier nicht Pflicht, aber sicher ist sicher und es war auch nicht so teuer, gerade mal 140NZD für alle drei Monate.

Seither fahren wir mit unserem Nissan durch die Gegend und erkunden die Insel. No worries mate!

Mittwoch, 6. November 2013

Santiago de Chile

Um unseren Schlafplatz in Santiago müssen wir uns keine Gedanken mehr machen, denn Rene der Arzt hat uns in Valparaiso einfach seinen Wohnungsschlüssel in die Hand gedrückt und uns beschrieben wie wir zu ihm kommen. Er selbst kann dann nicht anwesend sein, er hat Nachtdienst. Das nenn ich Gastfreundschaft und natürlich Vertrauen.

Wir freuen uns einmal nicht suchen zu müssen und sind ganz begeistert von der kleinen schönen Wohnung. Wir spazieren in Santiago und beschließen heute noch ein letztes Mal die lokale Straßenküche zu probieren. Mit Empanadas und diversen anderen Leckereien ausgestattet sehen wir uns ein wenig um. Viel Zeit bleibt nicht, nur mehr der morgige Tag und dann sind wir schon unterwegs. Abends ist es relativ laut, da eine Autoalarmanlage zu sensibel eingestellt ist und wir natürlich mitten in Santiago sind. Dennoch kann ich irgendwann einschlafen und werde am nächsten Morgen auch wieder von besagter Alarmanlage geweckt. Wie schön doch so eine Großstadt sein kann.

Wir spazieren noch mehr und kochen Abends für Rene. Dann treffen wir andere Couchsurfer in einem netten kleinen Lokal und essen noch einmal Chorianna, das ist die lokale Grillplatte. Spät gehts ins Bett und am nächsten Morgen gehts trotzdem früh raus, da wir noch einmal Wäsche waschen und alles ordentlich für den Flug nach Neuseeland packen müssen. Nachmittags kochen wir noch einmal für Rene, der uns dann zum Flughafenbus bringt. Wir sind alle sehr traurig, aber wir hoffen ihn wiederzusehen wenn wir wieder daheim sind. Vielleicht schafft er es ja auch ins AKH und wenn nicht, dann besuchen wir ihn in Costa Rica.

Am Flughafen ist es sehr angenehm und ich werde jetzt aufhören denn das Boarding beginnt gleich. Der nächste Eintrag erfolgt dann aus Auckland. Auf Wiedersehen Lateinamerika, du warst laut, bunt, und sehr gastfreundlich.
Bis zum nächsten Mal!

Cauquenes nach Valparaiso

Wir sind also auf der Straße, es ist neun Uhr Morgens und wir wollen nach Valparaiso um dort ein wenig den Strand und die Sonne zu genießen. Es ist unsere letzte Woche in Lateinamerika, da gönnen wir uns mal was. Wie es der Zufall will werden wir vom Diakon aus Cauquenes mitgenommen. Über eine Stunde sind wir unterwegs und letztenlich endet die Autofahrt mit einer Einladung zum Essen. Freudig nehmen wir an und werden die nächsten drei Stunden von einem Familienmitglied zum nächsten gebracht und Überall vorgestellt. Dann sehen wir eine wunderschöne Kirche die gerade innen hergerichtet wird. Vor drei Jahren wurde die alte Kirche von dem großen Erdbeben in Chile zerstört und die neue ist wirklich sehr ansehnlich. Wir essen dann beim Diakon zu Mittag, plaudern ein wenig und können uns auch noch duschen gehen. Julio ist die Freundlichkeit in Person und bringt uns anschließend noch zum Busbahnhof. Nach unserem Erlebnis die vergangene Nacht war er ein wahres Geschenk für uns.

Von Cauquenes geht es also nach Santiago und von dort aus weiter nach Valparaiso. Auch hier kommen wir wieder sehr spät des Nächtens an und nehmen ein Taxi zu einem zufällig ausgewählten Hostal. Diese Entscheidung sollen wir nicht bereuen. Das Luna Sonrisa ist hier mit Abstand das beste Hostal, das wir seit Reisebeginn gesehen haben. Es ist leise, sehr sauber und die Betten sind wirklich gut. Zwei Nächte im Doppelzimmer und fünf im Dorm geben uns viel Zeit Valparaiso, Vinja del Mar und jede Menge neue Leute kennen zu lernen.

Im untersten Stock  ist der Frühstückstisch mit einem reichlich guten Frühstück und einer gut eingerichteten Küche. Nachdem man hier so lange essen kann wie es einen gelüstet, lernt man jede Menge Menschen kennen. So verbringe ich manchmal drei Stunden mit Kaffee, Orangenmarmelade, Brot, Fruchtsalat und plaudere mit den Reisenden.

Da wären zum Beispiel die beiden Mädels aus Hongkong, die eine mit serbischen, die andere mit libanesischen Wurzeln die gerade in Lateinamerika in zwei unterschiedlichen Städten arbeiten, aber gemeinsam in HK aufgewachsen sind. James der pensionierte US Amerikaner der all sein Zeug verkauft hat und mit einem Koffer zehn Jahre um die Welt reist. Angela aus Holland die die eine oder andere Geschichte zum Besten gegeben hat und zu guter letzt Rene der die letzten 10 Wochen in Santiago fertig studiert, um dann seine Spezialisierung als Endokrinologe in Deutschland oder Österreich zu absolvieren.

Valparaiso selbst is eine bunte und sehr zwiegespaltene Stadt. Die höchste Arbeitslosenrate von ganz Chile, Weltkulturerbe und Heimat vieler Künstler. Die gesamte Geschichte war sehr durchwachsen. Zuerst der wichtigste Handelshafen, hat die Stadt nach Eröffnung des Panama Kanals einen Tiefschlag nach dem anderen erlebt. Doch die Kultur und die Kunst sind hier lebendiger als je zuvor. Graffitis zieren fast alle Gebäude und die Künstler werden hier so respektiert, dass niemand, auch kein Schmierfink, bereits entstandene Werke übermalt oder gar verunstaltet.

Vinja del Mar ist der nahe gelegene Badeort für die Reichen, aber bequem per Bus oder Bahn zu erreichen. Wir  legen uns schon mal in die Sonne und ich stelle beim Abkühlen fest, dies ist nicht das Mittelmehr, die Temperaturen sind hier weit kürzer.

Bei einer Stadttour lernen wir noch ein sehr nettes Paar aus Manchester kennen und essen gemeinsam auf der Terrasse ihres Hostals Grillhendl. So lässt sichs reisen. Nach einer Woche machen wir uns auf den Weg nach Santiago.

Die Erdbeerfelder des Grauens

Patricia und ich fahren mit drei Mal umsteigen zu unserer nächsten Woofing Destination. Eigentlich sollen wir dort auf einer Erdbeerfarm arbeiten, aber dann kommt Alles ganz anders.

Es beginnt, wie so viele Geschichten, mitten in der Nacht. Wir steigen aus dem Bus in Cauquenes und nehmen ein Taxi das uns eine Stunde weiter nach Curanipe bringt. Als wir dort aussteigen ist es schon 23 Uhr und die Straßen sind völlig verlassen. Unser Host sollte uns eigentlich abholen, aber er ist offensichtlich noch nicht da. Vor einem zugesperrten Hotel warten wir die nächste halbe Stunde während wir versuchen einem Betrunkenen Chileno mit drei Hunden klarzumachen, dass wir nicht zu seiner Kollegin ins Hostal wollen. Endlich kommt unser Host mit einem Jeep angefahren und wir werden weitere 40 Minuten ins Nichts chauffiert.

Wir  biegen von der Straße auf einen Waldweg in Richtung des Ozeans und befinden uns wenig später unter sternenklarem Himmel am Rande einer Klippe. Hier sehen wir uns die Sterne an und langsam macht sich ein unangenehmes Gefühl breit. Unser Host scheint hier völlig alleine zu leben und in dem Haus das er selbst gebaut hat ist niemand. Wir dachten eigentlich, dass wir mit der Familie wohnen die die Erdbeerfarm hat.

Als wir das Haus betreten ist es draußen schon sehr stürmisch geworden und der Wind trägt mit der nahen Brandung zu unserem Unbehagen bei. Aber es kommt noch viel besser. Während des sehr späten Abendessens erklärt uns unser Host, dass es die Erdbeerfarm garnicht gibt. Es ist alles eine Lüge meint er lächelnd. In mir schrillen die Alarmglocken und ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, aber Patricia sitzt kerzengerade wie unter Strom neben mir. Auf die Frage nach der Arbeit die wir dann machen sollen, meint unser Host. Naja, da gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Schlechte wollte er uns nicht erzählen, aber die Gute war, dass er einfach gerne Leute hier hat weil er selbst so gerne reist und daher gerne mal etwas von der Gastfreundschaft zurück geben will die er so oft erlebt hat. Da es schon ziemlich spät ist gehen wir dann doch irgendwann schlafen. Nach einer mehr oder weniger ruhigen Nacht beschließen Patricia und ich, dass es uns hier etwas zu seltsam ist. Das flaue Gefühl werden wir einfach nicht los und wir packen gleich und warten bis unser Host aufwacht. Wir erklären ihm, dass wir  uns nicht ganz wohl fühlen und jetzt, am Morgen wenn es hell ist, scheint Alles viel angenehmer. Dennoch bleiben wir bei unserem Entschluss und sind wenig später wieder auf der Straße. Letztendlich sind wir froh wieder ein wenig mehr Zeit alleine zu haben.

Das letzte süße Abendmahl

In der letzten Woche in Pucon taut unser Host Lance dann so richtig auf und wir essen öfter gemeinsam. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir derzeit keine Küche für uns gemeinsam haben weil die gerade umgebaut  wird. Eigentlich hätte das ja schon vor langer Zeit passieren sollen, aber der Mann der das tun sollte hat in guter lateinamerikanischer Manier einfach zwei Wochen später vorbeigeschaut. Er ist zwar US Amerikaner, aber die Zeit hier hat wohl schon sehr stark abgefärbt. Als er dann endlich die Küche umbaut, also das Dach hebt und eine Tür einbaut ist es dann schon zu spät um noch ordentlich Nutzen daraus zu ziehen. Dennoch verkleiden wir die Wände noch mit Holzplatten und stellen alle Geräte wieder an ihren angestammten Platz. Wir hätten die Sachen zwar etwas anders angeordnet, aber Lance will, dass Alles so aussieht wie Tracy sich das gewünscht hat. Ein erfahrener Ehemann also.

Zum Schluss werden wir noch von Lance auf ein Essen in der Stadt eingeladen und dann verbringen wir eine Nacht in einem Hostel in der Stadt. Das haben wir auch bezahlt bekommen, da die Farmbesitzer auch Teilhaber sind. Der schwerste Part des Abschiedes waren aber die Hunde. Sam, der Hirtenhund hat schon den ganzen Tag mitbekommen, dass wir wieder fahren weil wir gepackt haben. Das hat ihm garnicht gefallen. Als wir dann ins Auto eingestiegen sind, da ist er nurmehr sehr ruhig da gestanden und hat traurig geschaut. Auch Streicheln hat er sich nicht mehr lassen. Wir werden ihn sehr vermissen.

Zum Abschluss genehmigen wir uns noch ein letztes süßes Abendmahl in der Konditorei unserer Wahl. An diesem Tag sind wir aber schon klüger und nehmen uns nur eine Torte und einen Eisbecher. So schläft sichs gleich viel leichter. Am nächsten Tag nehmen wir auch im Hostel ein traditionelles Bettfrühstück ein. Kathi kommt zu uns aufs Zimmer und wir habern die letzten Reste unseres Proviantes auf. Wenig später sind Patricia und ich dann schon im Bus nach Cauquenes.

Kathi sehen wir vielleicht in Neuseeland wieder oder allerspätestens wenn wir zurück in Österreich sind.

Freitag, 1. November 2013

Auf der Farm Woche zwei und drei.

Am Montag hat uns, zu unserer Aller Trauer, Tracy dann verlassen. Sie ist in die vereinigten Staaten zurückgeflogen. Endlich konnten wir  ein wenig entspannen. Das Wetter war noch immer recht frostig, deswegen haben wir zu dritt in der recht kleinen Hütte geschlafen, die sonst Kati alleine gehört hätte. Die Mädels haben sich das Bett geteilt und ich hab brav beim Fußende am Boden geschlafen. So weit hat uns die Emanzipation schon gebracht.

Da ich schon bei der Umstandsbeschreibung bin, kann ich auch gleich die anderen Mitbewohner der Farm erwähnen. Es gibt insgesamt vier Hunde und zwei Katzen sowie verschiedene andere Hunde die von den umliegenden Farmen immer wieder einen Sprung bei uns vorbeischaun, denn eine der hier ansässigen Hündinen ist gerade läufig. Das kann mitunter auch ganz lästig werden, aber ich bin nicht so viel mit den Hunden unterwegs. Patricia und Kati fühlen sich sehr wohl als Futter und Auslaufspender. Das dadurch entstehende Rudelband kann man recht schön beobachten. Nach zwei Wochen zieht es Sam, der Hütehund mit dem Schlabberohr, vor, selbst im strömenden Regen, beim Eingang zu unserer kleinen Hütte zu schlafen, anstatt sich im Haupthaus vor den Kamin zu legen.

Was soll man aber auch anders erwarten. Die Besitzer sind mit den Hunden wahrscheinlich zehn Minuten pro Tag unterwegs, ansonsten haben sie ja keine Zeit sich mitten in der wunderschönen Bergregion von Pucon aufs Laufband zu stellen, welches recht prominent im Wohnzimmer steht. Die Leute soll noch einer verstehen. Dennoch  muss man aber sagen, dass sie immer wieder ein Herz für Tiere beweisen. Sie bringen auch angeschlagene Straßenhunde zur Tierklinik und kommen dafür auf. Dies ist eine Seltenheit hier und man sieht eindeutig, dass die zwei Farmbesitzer aus den USA kommen. Die wenigsten Chilenos kümmern sich um ihre Tiere. Hunde werden hier notorisch hungrig gehalten um sie besser als Wachhunde verwenden zu können. Anscheinend ist hier noch kein  Einbrecher auf die Idee gekommen mit Hundefutter auf Beutejagd zu gehen.

Ich vergnüge mich auf der Farm mit der Instandhaltung der drei Gewächshäuser und den anderen Dingen die so anfallen. Meist komme ich auch dazu noch drei Stunden Holz zu hacken und so langsam wird der Schupfen hier ein wenig organisiert. Es riecht nicht mehr nach Schimmel sondern nach Holz, wie es sich gehört. Nach und nach bauen wir unser Frühstück zu einem kleinen Ritual aus und wir beginnen die meisten Tage mit Obstsalat, Eiern und Schnittlauchbroten. Dann gibts ein Grieskoch oder einen Milchreis um Kraft zu sammeln.

Immer wieder gehts mit unserem wackeligen Subaru-Allrad in die Stadt und einmal gehen wir auch raften. Es ist wirklich sehr nett und auch garnicht so teuer. Wir zahlen insgesamt 45 Euro für eine Stunde im Boot und die gesamte Ausrüstung. Für zwei Personen ist das schon in Ordnung. Ab und an helfen die Mädels auch im Bioshop in der Stadt aus. Dort sind sie dann drei Stunden damit beschäftigt Paradeisersamen abzuzählen und dann in kleine Kuverst zu stecken. Das Gleiche nach Gewicht zu verkaufen, oder zumindest einen kleinen Maßlöffel zu nehmen ist wohl zu wenig Bio. Da schwitze ich doch lieber im Hinterhof und hacke wieder einmal Holz.

Trotz der täglichen Arbeit ist es sehr angenehm mal wieder ein wenig am gleichen Fleck zu bleiben. Wir entspannen uns langsam und genießen die Sonnentage.