Montag, 16. Dezember 2013

4 Tage durch den Tongariro Nationalpark

Der erste Tag

Wir stehen auf und entdecken die ersten blauen Streifen am Himmel. Erste Hoffnung auf eine ordentliche Wanderung keimen auf und Patricia packt das Zelt ein während ich die restlichen Dinge verkoche, die wir auf unsere Wanderung mitnehmen wollen. Schon bald sind wir unterwegs und stehen vor der Touristeninformation in Whakapapa.

Die gute Nachricht ist, es gibt schönes Wetter. Die schlechte, erst in zwei Tagen. Dennoch brechen wir an diesem Tag auf und versuchen uns an der ersten Ettape, von hier zur Hütte sind es nur drei Stunden. Die Wanderung beginnt auf einem schnurgeraden, sehr gepflegten Weg, der aber nach einer knappen Stunde in einen schwierigeren Pfad übergeht. Man merkt eindeutig die Regenfälle der letzten Tage. Wir stapfen durch allerlei Matsch und über die ersten sumpfigen Landschaften. Nach zwei Stunden setzt dann der erwartete Regen ein und wir hoffen auf ein baldiges Erscheinen der Hütte.

Die erste Flussquerung


Nach ungefähr drei Stunden kommen wir an einen Gebirgsfluss, der munter über die Steine schießt und überlegen uns, wie wir da wohl trockenen Fußes hinüber kommen. Die ersten zaghaften Versuche werden rasch durch den stärker einsetzenden Regen beschleunigt und irgendwann hüpfe ich dann mit mehr Glück als Verstand über die letzten Steine. Patricia beschließt die traditionelle Methode anzuwenden und zieht sich die Schuhe aus. Auf halbem Wege steht sie mehr als knietief im Wasser. Einige Minuten später sind wir wieder unterwegs und versuchen uns zu beeilen, was bei dem Gelände garnicht so einfach ist. Zum Glück erreichen wir die ersehnte Hütte schon wenig später und freuen uns dort ein Feuer zu entfachen um uns und das nasse Gewand zu trocknen.

Anfangs ganz alleine, stoßen doch bald zwei weitere Wanderer zu uns. Ein junges Paar aus Schwaben will die gleiche Route gehen wie wir. Nach der ersten Beschnupperung sind wir dann auch einig, mal den Weg bis zur nächsten Hütte gemeinsam anzugehen. Zu guter Letzt kommt auch noch die Hüttenwärterin um drei oder vier am Nachmittag und wir erfahren einiges über das Wetter der nächsten Tage.

Morgen soll es ganz fürchterlich stürmen und am Nachmittag auch schwere Regenfälle geben. Dann soll das Wetter allerdings aufklären und bestes Wanderklima aufziehen. Na gut, dann müssen wir also morgen den Wind in Kauf nehmen. Das heißt aber auch, wir müssen früh raus.

Der zweite Tag

Als Frühaufsteher wache ich pünktlich um halb sechs auf und beginne die Sachen zu packen. Das Wetter sieht einigermaßen fröhlich aus und es hat die ganze Nacht nicht geregnet. So werden Flussüberquerungen, davon soll es ja noch einige geben, etwas einfacher. Wir wandern guter Dinge los und lassen den jungen Leuten den Vortritt. Ganz neidig schielen wir auf die neuen Wanderschuhe die die Beiden haben. Meine Schuhe werden ja die Weltreise nicht überleben und auch die von Patricia haben einige Jahre auf dem Buckel. Der Weg den wir heute angehen, hat es wirklich in sich. Nach ungefähr einer Stunde beginnt der Wind langsam aufzufrischen und bringt ab und an einen kleinen Schauer mit sich. Das Gelände ist sehr matschig und teilweise steil. Wir queren etwa vier große und mehrere kleine Flüsse und nach drei Stunden beginnen die Schuhe langsam feucht zu werden.

Inmitten der wunderschönen neuseeländischen Landschaft stapfen wir mit gesenktem Kopf und versuchen nicht vom Wind davongeweht zu werden. Zu unserem Glück weht der Wind in unseren Rücken, dies hilft beim Aufstieg ungemein. Auf und ab gehts an den Ausläufern des großen Berges, dessen Namen mir gerade entfallen ist, entlang. Am höchsten Punkt unserer Reise erreicht der Wind dann die, zuvor von der Hüttenwartin erfahrenen, hundertzehn Stundenkilometer. Patricia bewegt sich kurzzeitig auf allen Vieren und später spazieren wir Hand in Hand über den Kamm des Ausläufers. Die Landschaft ist unwirklich grün und immer wieder sehen wir durch den vom Wind geteilten Nebel die umliegenden Täler. Mal verregnet, mal sonnenbeschienen. Kurze Stücke an Birkenwäldern gewähren uns Schutz vor dem brausenden Sturm als wir ins nächste sehr weitläufige Tal hinabsteigen. Insgesamt benötigen wir an diesem Tag die vollen sechs Stunden und sind wieder einmal froh die Hütte zu erreichen.

Auch Neuseeländer machen Fehler

Während wir ein gutes Süppchen am Herd stehen haben und draußen ein Sauwetter herrscht, kommen plötzlich vier neuseeländische Jugendliche bei der kleinen Hütte an. Sie sind viel zu spät aufgebrochen und daher voll in den Regen gekommen. Macht ja nichts denk ich mir, jetzt sind sie ja da. Dann erfahren wir, dass noch vier Leute fehlen, die viel weiter hinten waren. Na gut, dass ist dann doch was anderes. Etwa zwei Stunden später kommen noch mal 3. Die letzte, eine der Mütter aus der Partie, steht noch auf der anderen Seite des nahen Flusses. Wir erfahren, dass sie wohl die ersten beiden Querungsversuche nicht geschafft hat und immer davongespült wurde. Schnell machen wir uns also auf zu helfen.

Als wir beim Fluss ankommen ist auch klar warum. Mittlerweile hat der Starkregen so viel Wasser produziert, dass aus dem schon vorher stattlichen Fluß ein reißender Strom geworden ist. Ich schreie Anweisungen um die Dame an eine seichtere Stelle zu dirigieren und Lissi, die muntere Wanderschwäbin, nutzt die Gelegenheit um sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Sodann stüßrzt sie sich valkürenhaft in die Fluten um die Frau mit Hilfe eines Seiles über den schwierigsten Teil des Flußes zu bringen.

Überraschenderweise bedanken sich dann alle beteiligten Neuseeländer ungefähr vier mal bei mir, obwohl ich immer wieder darauf bestehe, dass doch die Lissi hier die ganze Arbeit getan hat. Womit wieder einmal bewiesen wäre, wer rumsteht und Anordungen gibt muss ein Held sein.

Der dritte Tag

Ganz öffentlich, die Menschen verstehen ja eh kein Deutsch, disskutieren wir am nächsten Tag recht früh aufzubrechen und zwei Hütten auf einmal zu machen. Wir werden daher fast 12 Stunden unterwegs sein, aber dafür sind wir wieder unter uns. Die Neuseeländer werden nur eine Etappe von fünf Stunden gehen.
Gesagt getan, wir sind also wirklich lange unterwegs. Dies ist auch der schwierigste Tag unserer gesamten Wanderung. Ich hab mir wohl beim Sturm das rechte Knie etwas verstaucht und das linke kommt mit dem Kompensieren auch nicht mehr so gut zurecht. Dafür ist das Wetter viel besser, es stürmt nicht mehr und der Regen ist auch vorbei.

Wir verlassen das Waldgebiet um den Berg nach etwa 6 Stunden und dann gehts durch Stein und Sandwüste weiter. Mittlerweile kann die Sonne auch schon kräftig scheinen und wir sind froh immer wieder Wasser bei Flüßen aufnehmen zu können. Nach 11 Stunden ist es dann geschafft und wir kommen erschöpft an der vorletzten Station unserer Reise an. Mittlerweile werden auch unsere Vorräte knapp, mein Rucksack allerdings immer leichter.

Nach den letzten drei Tagen kann nur eines helfen die Kraft für den morgigen Tag zu geben. Speck. Es brutzelt und zischt und dann wird mal ordentlich geschaufelt. Morgen gehts noch mal 11 Stunden weiter, da soll schon was in den Magen.

Vierter Tag

Irgendwie hab ich nicht so besonders geschlafen und daher beschließe ich, mir den Sonnenaufgang anzusehen. Um Vier Uhr Dreißig verlasse ich die Hütte mit der Kamera und versuche dann die nächste Stunde nicht einzufrieren. Es hat geschätzte minus drei bis fünf Grad und ich positioniere die Kamera an diversen Lavasteinen. Ich war schon lange nicht mehr so froh die ersten Sonnenstrahlen zu spüren.

Der letzte Tag unserer Wanderung ist der landschaftlich beste. Die Sonne lacht, wir durchqueren den letzten Streifen Steinwüste und dann gehts ein sandiges Flußbett entlang. Mittags rasten wir an einer schönen Hütte die reserviert hätte werden müssen. Ha, da gehen wir doch einfach weiter.

Der Weg ist sehr einfach und würden mir nicht beide Knie schmerzen wäre es fast ein Kinderspiel. Es geht, bis auf kleine Unterbrechungen, die Hochebene zwischen dem vorher umwanderten Berg und dem aus Herr der Ringe bekannten Mount Doom  hindurch. Schnurgerade und mit wenigen Steigungen. Dennoch sind wir sehr müde als wir um Vier Uhr Dreißig bei unserem Auto ankommen.

Wir holen noch unsere Wertsachen vom Depot des DOC (Department of Conservation) und fahren dann einkaufen und auf einen Gratiscampingplatz, wo wir den Abend mit unseren schwäbischen Wanderkollegen Lissi und Simon ausklingen lassen.

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